Reise des Kreisverbandes RD-Eck nach Thüringen und Sachsen-Anhalt
Der Kreisverband der Europa-Union Rendsburg-Eckernförde hatte nach langer Coronapause und einer ausgefallenen Reise nach Griechenland, Mazedonien und Albanien die Hoffnung, dass wir im November 2021 endlich wieder verreisen können. Es sollte nicht so weit sein, da schien eine Reise nach Thüringen und Sachsen-Anhalt mit dem Besuch des Weihnachtsmarktes in Erfurt ein überschaubares Ziel zu sein.
Mit beginnendem Herbst stiegen jedoch die Coranazahlen, besonders im Zielgebiet, Weihnachtsmärkte wurden abgesagt. Auch unter den willigen Reisenden wurde die Unsicherheit größer und somit die Absagen zahlreicher.
Am 25.November um 7.45 traf sich der mutige Rest am Gemeindezentrum Altenholz, fest entschlossen, sich diese Reise nicht entgehen zu lassen. Nachdem die restlichen Mitreisenden in Kiel und Hamburg zugestiegen waren, ging die Reise in Richtung unseres ersten Reiseziels Erfurt los.
Der Riesebyer, der schon so manche Reise des Kreisverbandes organisiert hatte, chauffierte uns sicher über die Autobahn bis zu unserem ersten Haltepunkt in Duderstadt. Uns überraschte ein schönes und vorbildlich restauriertes Fachwerkstädtchen mit Skulpturen, die die Grenznähe und Problematik des geteilten Deutschlands eindrucksvoll darstellten. In der Dämmerung passierten wir das Kyffhäuser Gebirge und erreichten unser Ziel Erfurt gegen 18h. Schöne Zimmer, ein köstliches Buffet und eine ansprechende Hotelbar sorgten für Wohlgefühl nach der langen Busreise.
Am nächsten Morgen starteten wir in zwei Gruppen zu einer Stadtführung, zu Fuß! Über die Krämerbrücke mit den individuellen Läden überquerten wir die Gera. Ihr Wasser, an deren Qualität Bonifatius Anstoß genommen hatte, gab der Stadt den Namen Er- furt: Schmutzwasserstadt.
Wir sahen zerstörte alte jüdische Anlagen, den Dom und die St. Severin Kirche, man rang miteinander um die Glaubensvormacht, ca. 80% der Bevölkerung schlossen
sich jedoch dem lutherischen Glauben an. Der Bezug zu Luther ist in der Geschichte dieser Stadt sehr präsent. So besuchten wir auch das Augustiner Kloster, in das Luther nach dem „Baum Erlebnis“ eintrat und der Juristerei abschwor.
Auch die Universität, wo Luther vor seinem Eintritt ins Kloster studiert hatte, steht auf historischem Grund, der Papst erteilte ihr erst Ende des 14. Jahrhunderts die Anerkennung als Universität.
Die wirtschaftliche Prosperität des Stadt zeigt sich überall in prächtigen Bauten, ihre Lage an der Via Regia und die Blaufärberei hatten sie zu einer reichen Stadt gemacht.
Am Ende der Führung dann noch das spätgotische Rathaus und der Rote Elefant, danach waren wir gut durchgekühlt und freuten uns über die kulinarische Hinterlassenschaft der russischen Besatzer: eine warme Soljanka!
Den Nachmittag konnte man nach eigenen Vorstellungen gestalten. Eine Gruppe widmete sich der jüdischen Geschichte der Stadt. Dazu hat Rainer Wiechert einen Text über das jüdische Leben seit dem 11. Jahrhundert geschrieben. Weitere Informationen können Sie hier einsehen.
Das abendliche Essen überzeugte mit bester thüringischer Küche, Klöße und Rotkohl mit unterschiedlichen Fleischbeilagen, dazu der Wein aus dem Anbaugebiet Saale-Unstrut.
Am nächsten Tag ging es vom reichhaltigen Frühstücksbuffet gestärkt zur Stadt der deutschen Geistesgrößen: Weimar.
Goethe und seine Duftmarken überall in der Stadt, viele Zitate auf dem Rundgang, seine Wohn- und Wirkungsstätten, auch die der Frau von Stein, ebenso von Schiller, der ein Haus erwarb, um Goethe nahe zu sein, was dieser jedoch nicht wie erhofft forcierte. Anders Johann Gottfried Herder, dessen Statue vor der Kirche von seinem Wirken in Weimar zeugt. Auch der junge Mendelssohn-Bartholdy war hier und spielte für Goethe Klavier.
Leider war eine Pause im Elephanten, von dessen Balkon Hitler die Ovationen der Weimarer Bevölkerung entgegennahm, nicht möglich.
Nach der Stärkung ging es dann zum neuen Bauhausmuseum, innen wie außen architektonisch interessant. Nach der Startphase in Berlin entfalteten sich die neuen Ideen hier in Weimar. Die Verbindung von nützlichen, stilistischen, ästhetischen und handwerklichen Elementen mit Massenproduktion sollte es jedem ermöglichen, die Produkte zu erwerben. Viele davon waren im Museum ausgestellt. Noch heute erfreut uns das schnörkellose Design. Für Weimar waren die Gedanken des Bauhauses wohl zu progressiv, so zog es weiter nach Dessau, wo die Nationalsozialisten der Idee 1933 ein Ende setzten. Der Vorteil: Die Bauhäusler verließen Deutschland und der Gedanke wurde weltweit verbreitet.
Das gemütliche Abendessen, natürlich mit thüringischer Landesküche, im Felsenkeller rundete den Tag ab.
Am nächsten Tag dann der Ausflug zur Wartburg, wo wir davon überrascht wurden, dass die Führung coronabedingt abgesagt wurde. Die App mit ihren sehr guten Erläuterungen befriedigte unseren Wissensdurst jedoch vollständig und das Gebäude kam mit seinen verschiedenen historischen Facetten zur Geltung: Die Heilige Elisabeth wie auch das Wirken Luthers während seiner Bibelübersetzung. Viele Gemälde wirken sehr historisierend, was sicherlich auch dem Zeitgeschmack geschuldet ist. Der Festsaal mit der Fahne der deutschen Demokratie wie auch die Fahne der Jenaer Burschenschaft zum Wartburgfest greifen die Ideen der Weimarer Klassik nach Selbstbestimmung, Menschlichkeit und Toleranz auf.
Nach einer Mittagspause im Wartburg Restaurant mit herrlichem Blick auf den herbstlich gefärbten Thüringer Wald, ging es dann zu einer Stadtführung in Eisenach. Auch hier folgten wir den Spuren der Größen der deutschen Kultur: Bach wurde in Eisenach geboren und in der Georgen Kirche getauft, Luther ging hier zur Schule, da seine Mutter aus Eisenach stammte und Ernst Abbe, der später die optischen Werke Zeiss-Jena gründete, wurde als aufgeklärte Unternehmerpersönlichkeit hoch geschätzt, um damit nur einige Namen zu nennen. Aus eigener Überzeugung führte Abbe Krankheits- und Urlaubszahlungen ein, für die Zeit ein revolutionärer Gedanke.
Mit Eisenach verbunden ist auch die Automobilindustrie. 1895 entwickelte man dort eine Elektrodroschke. Zur DDR Zeit wurde der legendäre Wartburg hier gebaut, wir sahen das alte Werksgelände. Heute ist die Opel Produktionsstätte nebenan.
Was wäre ein Ort in dieser Region, gäbe es nicht auch einen Bezug zu Goethe. Er residierte im Schloss, das ihn nicht sehr beeindruckte, als Vertreter der herzoglichen Verwaltung. Napoleon soupierte hier auf seinem Weg Richtung Russland. Auch diese Stadt war immer schon international aufgestellt durch die Anbindung an die Via Regia.
Für das Abendessen ging es ins Kartoffelhaus. Noch einmal gab es Thüringer Küche, so dass wir gestärkt und vergnügt den Rückweg nach Erfurt antreten konnten.
Nun sind wir schon fast am Ende der Reise angekommen. Frühes Aufstehen war angesagt, denn wir wollten es an diesem Tag nicht nur nach Altenholz schaffen, sondern uns auch noch das Bauhaus in Dessau anschauen. An Halle und Leipzig vorbei erreichten wir das Bauhausmuseum gegen 11h. Die Philosophie des Bauhauses wurde uns genauer erläutert. Nach den Erfahrungen des ersten Weltkriegs wollte man eine neue, friedliche, demokratische Welt schaffen. Der Name Bauhaus ist historisch an die Bauhütten, die Werkstattverbände der gotischen Kathedralen, angelehnt. Wie auch dort arbeiteten die unterschiedlichen Gewerke zusammen, um ein Gesamtkunstwerk zu schaffen. Beim Bauhaus ging es um das Gesamtkunstwerk Haus/Wohnung, alles sollte stilistisch zueinander passen und handwerklich höchsten Ansprüchen genügen. Noch heute erfreuen wir uns an vielen Entwürfen, die erfreulicherweise von namenhaften Herstellern auf den Markt gebracht wurden. In der DDR galt das Bauhaus als bürgerlich dekadent.
An den Meisterhäusern vorbei geht es nun unwiederbringlich nach Hause. Eine Reise mit vielen Eindrücken muss erst einmal verarbeitet werden. In guter Gruppenstimmung stiegen wir in Altenholz aus. Ein herzliches Dankeschön an Uschi und unseren Fahrer vom Riesebyer!
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